Verbesserungsvorschläge und Forderungen der IVIM zur Lebensqualität Betroffener und gesellschaftlichen Situation und Perspektiven
Ein wichtiger Aspekt zur Verbesserung der Lebensqualität und der gesellschaftlichen Situation ist die Aufklärung und Sichtbarmachung innerhalb unserer Gesellschaft.
Aufklärung der Umwelt: Schulen/Öffentliche Räume und Behörden:
– Darüber, dass Geschlecht eben nicht nur männlich oder weiblich sein kann.
– Mit einer nicht-pathologisierenden Aufklärung, wer und was Inter* ist, (dass es Menschen gibt die sich von Geburt an oder später im Leben unter anatomischen und/oder funktionalen Aspekten von männlichen und weiblichen Körpern unterscheiden, die sich als Männer/Frauen oder eben anders definieren (Identität) oder erscheinen (Ausdruck).
Sensibilisierung von praktizierenden ÄrztInnen auf die tatsächlichen, individuellen gesundheitlichen Bedürfnisse von Inters*
– Reformation medizinischer Standards: Alternativen zu Behandlungen, die auf Normwerte für Männer und Frauen zurückgreifen
– Krankenkassen müssen dies ggf. berücksichtigen (Individuelle statt Normierte Behandlungsstandards).
++> Statt einer Einrichtung von ExpertInnenzentren:könnte ein Verzeichnis von aufgeschlossenen und sensibilisierten ÄrztInnen entwickelt auf Basis von Empfehlungen von Intergeschlechtlichen Menschen und Eltern realisiert werden. (einschließlich einer ‚Black list‘)
STRUKTUREN müssen für Inter* geschaffen werden
– Einrichtungen fördern
– Öffentliche Förderungsstellen müssen für intergeschlechtliche Projekte und Einrichtungen sensibilisiert werden / Budgets müssen das Thema Inter* berücksichtigen
– Einrichtungen, die von bzw mit und für intergeschlechtliche Menschen aufgebaut und geleitet werden, müssen (auch finanziell) unterstützt werden: das wären Anlaufstellen für Peer Beratung, Aufklärung, für Öffentlichkeitsarbeit, Lobbying, Vernetzung, Austausch.
– Umverteilung: Töpfe zur bisherigen Beforschung des „Phänomen Intersexualität/DSD“ sollten umverteilt werden. Stattdessen sollten betroffenenkontrollierte Forschungsprojekte zur gesamtgesellschaftlichen Situation und den Bedürfnissen intergeschlechtlicher Menschen gefördert werden.
– Fortbildungen und Sensibilisierungsmaßnahmen für verschiedenste Berufsgruppen(Medizin, Bildung, Behörden, Kultur) durch emanzipatorische und entpatologisierende intergeschlechtliche Projekte und Einrichtungen sollten gefördert und angeboten werden.
Diskriminierung:
– Strukturelle Diskriminierung durch Unsichtbarkeit – zB. vor dem Recht
– Geschlecht muss neu definiert und verstanden werden (Männer Frauen …?)
– Gleichstellungsbeauftragte sollten sich auch oder explizit für den Schwerpunkt Inter* in allen Lebensbereichen einsetzen,
– Verjährungsfristen für zivilrechtliche Klagen müssen verlängert werden, da es oft Jahre oder gar Jahrzehnte braucht, die eigene Behandlungsgeschichte zu rekonstruieren und zu verarbeiten.
Personenstandsrecht:
Der Geschlechtseintrag im Personenstand sollte ersatzlos gestrichen werden. Alternativ sollte es möglich sein eine Eintragung offen zu lassen oder freiwillige Angabe mit einem Eintrag eigener Wahl (die meisten Menschen werden weiterhin m oder w angeben, weitere Eintragungen könnten sein:’Anders‘ ’nicht angegeben‘ ‚etc…‘.
Ein einfacher „dritter“ Geschlechtseintrag wohlmöglich ausschließlich für intergeschlechtliche Menschen wäre stigmatisierend, und würde vermutlich Entscheidungsinstanzen wie MedizinerInnen vorraussetzen und wäre somit bevormundend, viele intergeschlechtliche Menschen möchten ausserdem sicher auch weiterhin als männlich oder weiblich geführt werden. Daher sollte JEGLICHER Geschlechtseintrag im Personenstand freiwillig und optional sein.
Diese Liste ist unvollständig und erweiterbar