In Stockholm hat vom 9. bis 11. Dezember 2012 das zweite Internationale Inter* Forum stattgefunden. Dieses Ereignis brachte 37 Aktivisten von 33 Inter*Organisationen und unterstützende Institutionen aller Kontinente zusammen.
Das Forum einigte sich darauf, die Forderungen des ersten Internationalen Intersex Forums zu übernehmen und diese zu erweitern, um die Diskriminierung intergeschlechtlicher Menschen zu beenden und ihre Rechte auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung zu gewährleisten:
- Beendigung der verstümmelnden und „normalisierenden“ Eingriffe wie Genitaloperationen, psychologischer und anderer medizinischer Behandlungen sowie der Praxis der Kindstötung und selektive Abtreibung (aufgrund von Intergeschlechtlichkeit).
- Die Gewährleistung der persönlichen, freien, vorherig und vollständig informierten Einwilligung des_der Betroffenen als verpflichtende Voraussetzung aller medizinischen Verfahren und Behandlungsrichtlinien.
- Schaffung und Förderung von unterstützenden, sicheren und würdigen Orten für Inter*, ihre Familien und in ihrem Umfeld.
- Hinsichtlich der Gewährleistung der körperlichen Unversehrtheit und Gesundheit des intergeschlechtlichen Kindes müssen psycho-soziale Unterstützung und nicht-pathologisierende Peer-Beratung für Eltern und/oder Erziehungsberechtigte und engsten Angehörigen bereitgestellt sein, und operative und andere medizinische Behandlungen dürfen allein für lebensrettende Maßnahmen angewandt werden.
- Die Sicherstellung aller Menschenrechte und Bürgerrechte für intergeschlechtliche Menschen.
- Zugang zu den eigenen medizinischen und allen weiteren Unterlagen, und die Zuerkennung des Rechts der Inter*-Person auf Wahrheit.
- Die Anerkennung und Entschädigung für in der Vergangenheit zugefügtem Leid und Ungerechtigkeit.
In Anbetracht des oben genannten fordert das Forum:
- Die Einbeziehung von Inter* Rechte in der Menschenrechtsarbeit der Vereinten Nationen. Der offene Brief an die Hohe Kommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen ist hier zu finden [link].
- Andere regionale und nationale Menschenrechtsinstitutionen mögen sich in ihrer Arbeit für die Menschenrechte von Inter* einsetzen und dies in ihren entsprechenden Regierungen und Institutionen einbringen.
- Menschenrechts- und LGBTI-spezifische Organisationen mögen Inter* und ihre Menschenrechtsbelange einbeziehen und sich für mehr Sichtbarkeit einzetzen.
- Inter* mögen sich mit der Inter*Bewegung in Verbindung setzen und mithelfen, für mehr Sichtbarkeit zu sorgen.
Das Forum bedankt sich bei dem Büro des Kommissionars für Menschenrechte des Europarats für sein Engagement mit dem Forum und fordert es auf, seine Absichten, sich mit den Rechten von Inter* in seiner Arbeit auseinanderzusetzen, zu erfüllen.
Schließlich fordert das Forum die Mitglieder der Internationalen Lesben, Schwul, Bisexual, Trans und Intersex Association (ILGA), die derzeit im Rahmen der ILGA World Konferenz 2012 in Stockholm versammelt sind, die Schaffung eines Inter*Sekretariates innerhalb der ILGA-Struktur zu unterstützen.
Weitere Informationen
- Open letter to UN High Commissioner for Human Rights, Navi Pillay
- ILGA Europe Press Release
- Read more about the Second International Intersex Forum here
OII Europe – die Internationale Vereinigung Inter*geschlechtlicher Menschen Europa – wurde am Tag der Menschenrechte 10. Dezember 2012 während des zweiten Internationalen Intersex Forums in Stockholm von europäischen Inter*-Menschenrechtsaktivist_innen gegründet.