Auch IVIM / OII Germany war Teil des Europäischen Intersex Treffens in Riga, 2014.
Am Mittwoch den 8. Oktober 2014 fand das Europäische Intersextreffen in Riga, Lettland statt.
Unter dem Schirm von OII Europe und mit der Unterstützung von ILGA-Europe versammelte dieses Treffen europäische Intersex Organisationen, die zu Menschenrechten für intergeschlechtliche Menschen arbeiten. Der Zweck des Treffen war es, Perspektiven und Strategien zu entwickeln um die Menschenrechte, die körperliche Integrität und Selbstbestimmung intergeschlechtlicher Individuen in Europa vollständig umzusetzen. Als Basis dienten die Forderungen der Malta-Erklärung des dritten Internationalen Intersex Forums von 2013.
Die vier Perspektiven und Ziele sind:
- Infragezustellen, dass Geschlecht nur männlich und weiblich zu verstehen sei, und stattdessen das Wissen zu vermitteln, dass Geschlecht, körperlich und sozial (Gender), ein Kontinuum ist.
- Sicherzustellen, dass intergeschlechtliche Menschen vollständig vor Diskriminierung geschützt sind. Um dies zu erreichen empfehlen wir, Anti-Diskriminierungs-Gesetzgebungen um den Grund „Geschlechtsmerkmale“ zu erweitern, unabhängig vom spezifischen Erscheinungsbild oder der Ausbildung dieser Merkmale. Geschlechtsmerkmale umfassen die chromosomalen, gonadalen und anatomischen Merkmale einer Person. Zu den primären Merkmalen gehören unter anderem Fortpflanzungsorgane und Genitalien und/oder chromosomale Strukturen und Hormone; zu den sekundären Merkmalen unter anderem Muskel- und Haarverteilung, Brustwachstum und/oder Körperbau.
- Sicherzustellen, dass alle, die für das Wohlergehen intergeschlechtlicher Menschen eine Rolle spielen, wie z.B. Fachkräfte der Gesundheitsversorgung, Eltern, Fachpersonal aus dem Bereich Erziehung, sowie die Gesellschaft im Allgemeinen, Kenntnisse über Intergeschlechtlichkeit aus Menschenrechtsperspektive vermittelt bekommen.
- Darauf hinzuwirken, dass uneingewilligte medizinische und psychologische Behandlungen als ungesetzlich gelten. Medizinisches Personal und Ärzt_innen sollten keinerlei geschlechtsverändernde Behandlungen durchführen, bis die zu behandelnde Person ihre aufgeklärte Einwilligung hierzu geben kann.
Vor dem Hintergrund dieser Ziele appelliert das Europäische Intersextreffen an die Europäische Union, dem Europarat sowie an nationale Regierungen, die Belange intergeschlechtlicher Menschen in ihre Arbeit aufzunehmen und für einen vollständigen Schutz intergeschlechtlicher Menschen zu sorgen.
Hintergrundinformation:
Bis heute sind intergeschlechtliche Individuen in ganz Europa unmenschlichen und herabwürdigenden chirurgischen, hormonellen und anderen Eingriffen ohne ihre Einwilligung ausgesetzt. Dies geschieht im Ermessen von Ärzt_innen ausserhalb einer rechlichen Regulierung. Die uneingewilligten geschlechtsverändernden Eingriffe an Individuen finden statt unter Missachtung der Tatsache, das Geschlecht ein Kontinuum ist. Daraus resultieren schwere Menschenrechtsverletzungen, Verletzungen der körperlichen Unversehrtheit und der persönlichen Würde.
OII Europa (Organisation Intersex International Europa) ist der Dachverband europäischer, von intergeschlechtlichen Menschen geführter Menschenrechtsorganisationen und wurde am 10. Dezember 2012, dem Internationalen Menschenrechtstag, während des Zweiten Internationalen Intersex Forums in Stockholm, Schweden, gegründet.
OII Europa ist ein unabhängiger Zweig von Organisation Internationale des Intersexués (OII-World), einem dezentralen globalen Netzwerk von Intersex Organisationen, welches in 2003 gegründet wurde und seitdem durch seine nationalen Gruppen in allen Regionen der Welt aktiv ist. Seit 2016 ist OII Europa ein eingetragener und gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin, Deutschland.
Teilnehmende Organisationen:
Intersex Iceland
NNID of the Netherlands
OII Austria / VIMÖ
OII Belgium / Genres Pluriels
OII Bulgaria
OII Francophonie
OII Germany / IVIM
OII Scandinavia / Intersex Scandinavia
TransInterQueer e.V.
Original statement in english on the OII Europe website
Photo credit: Del LaGrace Volcano